Asteroid Stuttgart

Der Amateurastronom Erwin Schwab fand den kleinen Planeten mit knapp 2 Kilometern Durchmesser am 17. August 2009. Zum Zeitpunkt der Entdeckung befand sich Kleinplanet Stuttgart an seinem nächsten Punkt zur Erde in rund 250 Millionen Km Entfernung (Lichtlaufzeit 14 Minuten). Er bewegt sich auf einer Bahn zwischen Mars und Jupiter. Für einen Umlauf um die Sonne braucht er knapp 4 Jahre.

Bis ein neu entdeckter Vagabund des Sonnensystems einen Namen erhalten darf dauert es meist mehrere Jahre. Das Minor Planet Center (Kleinplaneten-Zentrum) in den USA setzt sehr hohe Maßstäbe an die Genauigkeit der Bahn eines Asteroiden, bevor dieser zur Taufe freigegeben wird. Im Jahr 2011 erfüllte der bis zu diesem Zeitpunkt unter der vorläufigen Bezeichnung 2009 QS1 katalogisierte Kleinplanet diese Kriterien und bekam daraufhin die endgültige Kleinplaneten-Nummer 264020. Das „Committee on Small Body Nomenclature (CSBN)“ hat den vom Entdecker Erwin Schwab am 2. November 2011 eingereichten Namensvorschlag Stuttgart zugestimmt.

Der Originaltext, veröffentlicht am 7. Februar 2012 im Minor Planet Circular # 78272, lautet wie folgt:

(264020) Stuttgart = 2009 QS1
    Discovered 2009 Aug. 17 by E. Schwab at the Tzec Maun Observatory,
    Mayhill.

    Stuttgart is the capital city of the German federal state of
Baden-Württemberg.  The Stuttgart Observatory, operated by the association
Schwäbische Sternwarte, and the Carl Zeiss Planetarium are heavily involved
in astronomical public education.

Erwin Schwab ist  seit 1981 auf der Jagd nach kleinen Planeten. Er kann bereits auf etliche Entdeckungen verweisen. Angefangen hat er sein Hobby auf der Starkenburg-Sternwarte in seiner Geburtsstadt Heppenheim. Schwab hat nicht nur Stuttgart, sondern bereits auch die Großstädte Frankfurt, Mannheim, Darmstadt und Köln (Colonia) am Kleinplaneten-Himmel verewigt.  Wegen des „mäßigen“ Wetters in Deutschland benutzt er für seine Suche nach Kleinplaneten zusätzlich Teleskope in den USA und Australien. (264020) Stuttgart fand er an einem Teleskop mit nur 35 Zentimeter Durchmesser des Tzec Maun Observatory, welches sich in Mayhill (USA) befindet. Der in Egelsbach zwischen Frankfurt und Darmstadt wohnende Sterngucker war jedoch dort selbst noch nie vor Ort.  Er benutzt den Online-Zugang über das Internet zu den Teleskopen, was er selbst gerne scherzhaft als Pyjama-Astronomie bezeichnet. Wichtig für eine erfolgreiche Jagd ist nicht nur ein gutes Teleskop sondern auch, dass eine sehr gute Digitalkamera eingesetzt  wird, womit man viel mehr Licht auffangen kann, als das menschliche Auge imstande ist. Nur dann entdeckt man Objekte, die eine Million mal schwächer sind, als jene, die gerade noch mit bloßem Auge wahrgenommen werden. Denn so lichtschwach ist auch der Kleinplanet Stuttgart, die hellen „Brocken“ sind eben schon längst entdeckt worden, vor über 100 Jahren.

Von der Erde aus betrachtet erscheinen Asteroiden ebenso punktförmig wie Sterne. Sie können deshalb einzig durch ihre Bewegung relativ zu den Sternen erkannt werden. Deshalb fotografiert Schwab ein Himmelsareal mehrmals über einen Zeitraum von rund einer Stunde. Danach wird aus den Einzelaufnahmen ein Film erstellt, womit die Bewegung der Kleinplaneten relativ zu den Sternen sichtbar wird.

Animation der Entdeckungsfotos vom 17. 08. 2009: (264020) Stuttgart ist das sich bewegende Objekt in der Bildmitte. Entdecker: Erwin Schwab am Tzec Maun Observatory, Mayhill (USA).


Sonnensystemansicht zum Zeitpunkt der Entdeckung des Kleinplaneten Stuttgart

Der Originaltext  und weitere Details des (264020) Stuttgart wurden auch auf der Seite des Jet Propulsion Laboratory der NASA veröffentlicht:

bullet (264020) Stuttgart = 2009 QS1 @ JPL – NASA

weitere Berichte:

bullet Pressebericht in der Stuttgarter Zeitung am 14.03.2012
bullet Radio-Interview in Antenne1 am 16.03.2012
bullet Pressebericht in der BILD-Zeitung am 22.03.2012