Asteroid Frankfurt

Ein Kleinplanet namens Frankfurt kreist um die Sonne. Die Amateurastronomen Erwin Schwab und Rainer Kling sind seit 2006 an der Taunus-Sternwarte des Physikalischen Vereins auf der Jagd nach kleinen Planeten. Sie fanden den Asteroiden mit ungefähr 2 bis 3 Kilometern Durchmesser in der Nacht vom 15. auf den 16. September 2007. Zum Zeitpunkt der Entdeckung befand er sich an seinem nächsten Punkt zur Erde in rund 280 Millionen Km Entfernung (Lichtlaufzeit 15 Minuten). Kleinplanet Frankfurt bewegt sich auf einer Bahn zwischen Mars und Jupiter. Für einen Umlauf um die Sonne braucht er 4,5 Jahre.

Bis ein neu entdeckter Vagabund des Sonnensystems einen Namen erhalten darf dauert es meist mehrere Jahre. Das Minor Planet Center in den USA setzt sehr hohe Maßstäbe an die Genauigkeit der Bahn eines Asteroiden, bevor dieser zur Taufe freigegeben wird. Diese Kriterien erfüllte der bis zu diesem Zeitpunkt unter der vorläufigen Bezeichnung 2007 RH133 katalogisierte Kleinplanet im Januar 2009 und bekam daraufhin die endgültige Kleinplaneten-Nummer 204852. Im April 2009 hat das „Committee on Small Body Nomenclature (CSBN)“ dem von den Entdeckern eingereichten Namensvorschlag Frankfurt zugestimmt. Nach positiver Entscheidung dieses aus 16 internationalen Berufsastronomen bestehenden Gremiums wurde der Name von der Internationalen Astronomischen Union anerkannt und veröffentlicht. Frankfurt ist zwar nicht die erste Entdeckung von Schwab und Kling auf der Taunus-Sternwarte, aber es ist die erste, die einen Namen bekommt.

Der Originaltext, veröffentlicht am 9. April 2009 im Minor Planet Circular # 65714, lautet wie folgt:

(204852) Frankfurt = 2007 RH133

Discovered 2007 Sept. 15 by E. Schwab and R. Kling at Taunus.
Frankfurt am Main, birthplace of Goethe, Karl Schwarzschild and Otto Hahn, is the largest city in the German State of Hessen and the location of the European Central Bank.

Von der Erde aus betrachtet erscheinen Asteroiden ebenso punktförmig wie Sterne. Sie können deshalb einzig durch ihre Bewegung relativ zu den Sternen erkannt werden. Deshalb fotografieren Schwab und Kling ein Himmelsareal mehrmals über einen Zeitraum von rund einer Stunde. Danach wird aus den Einzelaufnahmen ein Film erstellt, womit die Bewegung der Asteroiden relativ zu den Sternen sichtbar wird.

Animation der Entdeckungsfotos des Kleinplaneten (204852) Frankfurt vom 15.09.2007 (sich bewegende Objekt in Bildmitte). Erwin Schwab und Rainer Kling, Taunus-Sternwarte des Physikalischen Vereins. Das gezeigte Feld ist ein Ausschnitt von 10×10 Bogenminuten aus dem Gesamtfeld von 60×45 Bogenminuten. Jedes Einzelbild ist eine Addition aus 4 Fotos mit je 4 Minuten

Nachtrag

Die Taunus-Sternwarte des Physikalischen Vereins Frankfurt zählt inzwischen auf dem Gebiet der Suche nach Kleinplaneten zu den erfolgreichsten Observatorien Deutschlands. Diese Entdeckungen sind durch den Einsatz modernster Techniken möglich geworden. Denn Kleinplanet Frankfurt und die anderen Funde sind so lichtschwach wie eine Kerzenflamme, die man aus 2000 Kilometer Entfernung betrachtet. Das computergesteuerte Spiegelteleskop der Vereinssternwarte hat einen Durchmesser von 60 Zentimeter und ist mit einer speziell für die Astronomie entwickelten  Digitalkamera ausgestattet. Die Anschaffung dieser leistungsfähigen Kamera  wurde durch die Unterstützung der Georg und Franziska Speyer´sche Hochschulstiftung ermöglicht.  Mit diesem Instrumentarium können Objekte aufgefunden werden, die eine Million mal schwächer sind, als jene, die gerade noch mit bloßem Auge wahrgenommen werden.

(204852) Frankfurt = 2007 RH133 @ JPL- NASA