Asteroid Mannheim

Der Amateurastronom Erwin Schwab fand den kleinen Planeten mit knapp 3 Kilometern Durchmesser am 15. März 2010. Zum Zeitpunkt der Entdeckung befand sich Kleinplanet Mannheim an seinem nächsten Punkt zur Erde in rund 315 Millionen Km Entfernung (Lichtlaufzeit 17 Minuten). Er bewegt sich auf einer Bahn zwischen Mars und Jupiter. Für einen Umlauf um die Sonne braucht er 5 1/2 Jahre. Bemerkenswert ist, dass die Öffnung des verwendeten Teleskops nur 15 Zentimeter Durchmesser betrug.

Bis ein neu entdeckter Vagabund des Sonnensystems einen Namen erhalten darf dauert es meist mehrere Jahre. Das Minor Planet Center (Kleinplaneten-Zentrum) in den USA setzt sehr hohe Maßstäbe an die Genauigkeit der Bahn eines Asteroiden, bevor dieser zur Taufe freigegeben wird. Diese Kriterien erfüllte der bis zu diesem Zeitpunkt unter der vorläufigen Bezeichnung 2010 EQ111 katalogisierte Kleinplanet im Juni 2010 und bekam daraufhin die endgültige Kleinplaneten-Nummer 243536. Das „Committee on Small Body Nomenclature (CSBN)“ hat den vom Entdecker Erwin Schwab eingereichten Namensvorschlag Mannheim zugestimmt.

Der Originaltext, veröffentlicht am 23. September 2010 im Minor Planet Circular # 72203, lautet wie folgt:

(243536) Mannheim = 2010 EQ111
    Discovered 2010 Mar. 15 by E. Schwab at the Tzec Maun Observatory,
    Moorook.

    Mannheim is a German city in the federal state of Baden-Württemberg, where Karl Benz appeared on the streets with his first car in 1886. The Mannheim Observatory, which was in operation from 1772 to 1880, was visited by well-known people, such as Wolfgang Amadeus Mozart and Benjamin Franklin.

Erwin Schwab ist  seit 1981 auf der Jagd nach kleinen Planeten. Er kann bereits auf etliche Entdeckungen verweisen. Angefangen hat er sein Hobby auf der Starkenburg-Sternwarte in seiner Geburtsstadt Heppenheim. Seit 2006 ist er auf der  Taunus-Sternwarte des Physikalischen Vereins Frankfurt  aktiv und hat dort unter anderen auch den Kleinplaneten (204852) Frankfurt zusammen mit Rainer Kling entdeckt. Wegen des „mäßigen“ Wetters in Deutschland benutzt er für seine Suche nach Kleinplaneten inzwischen zusätzlich Teleskope der Tzec Maun Foundation in den USA und Australien. Der in Egelsbach wohnende Sterngucker war jedoch dort selbst noch nie vor Ort,  er benutzt den Online-Zugang über das Internet um die  Teleskope fernzusteuern, was er selbst gerne scherzhaft als Pyjama-Astronomie bezeichnet. Wichtig für eine erfolgreiche Jagd ist nicht nur ein gutes Teleskop sondern auch, dass eine sehr gute Digitalkamera eingesetzt  wird, womit man viel mehr Licht auffangen kann, als das menschliche Auge imstande ist. Nur dann entdeckt man Objekte, die eine Million mal schwächer sind, als jene, die gerade noch mit bloßem Auge wahrgenommen werden. Denn so lichtschwach ist auch der Kleinplanet Mannheim. Die hellen „Brocken“ sind eben schon längst entdeckt worden, vor über 100 Jahren.

Von der Erde aus betrachtet erscheinen Asteroiden ebenso punktförmig wie Sterne. Sie können deshalb einzig durch ihre Bewegung relativ zu den Sternen erkannt werden. Deshalb fotografiert Schwab ein Himmelsareal mehrmals über einen Zeitraum von rund einer Stunde. Danach wird aus den Einzelaufnahmen ein Film erstellt, womit die Bewegung der Kleinplaneten relativ zu den Sternen sichtbar wird.


Kleinplanet (243536) Mannheim Entdeckungsfoto vom 15.3.2010.
Entdecker: Erwin Schwab am Tzec Maun Observatory, Moorook, Australien.

Animation der Entdeckungsfotos vom 15.3.2010: (243536) Mannheim ist das sich bewegende Objekt in der Bildmitte. Weitere Kleinplaneten im Feld sind v.l.n.r: 70608, Mannheim, 3356 (sehr hell) und 2004 TE129. Jedes der 5 Einzelbilder der Animation ist eine Addition aus 4 Fotos mit je 180 Sekunden Belichtungszeit.

Sonnensystemansicht zum Zeitpunkt der Entdeckung des Kleinplaneten Mannheim

Der Originaltext  und weitere Details des (243536) Mannheim wurden auch auf der Seite des Jet Propulsion Laboratory der NASA veröffentlicht:

bullet (243536) Mannheim = 2010 EQ111 @ JPL – NASA
bullet Artikel im Amtsblatt Mannheim am 6.01.2011
bullet Artikel im Mannheimer Morgen am 6. 11. 2010