Im Alter von 12 Jahren bekam ich von meinen Eltern ein Fernglas geschenkt und erkannte damit, dass es nicht nur irdische Schönheiten gibt, sondern auch himmlische. Das Schicksal wollte es so, dass in meinem Geburtsort die Starkenburg-Sternwarte e.V. Heppenheim bereits von Alfred Sturm und Martin Geffert gegründet war. Im Mai 1979 wurde ich Vereinsmitglied sowie aktivster Beobachter und räumte alljährlich den Jugendpreis ab (insgesamt sechs Mal, so oft wie kein anderer). Von den gesparten Preisgeldern kaufte ich mein erstes Auto. Mit diesem 500 DM Gebrauchtvehikel konnte ich zum Ort meines Studiums der Physikalischen Technik nach Rüsselsheim gelangen.
- 1980 am Zeiss-Refraktor der Starkenburg-Sternwarte
- Preisträger des Astronomie-Jugendpreises 1980 der Starkenburg-Sternwarte. vlnr: Gerhard Iser (2.Preis), Erwin Schwab (1.Preis), Karl Spanowsky (3.Preis)
- Preisträger des Astronomie-Jugendpreises 1983 der Starkenburg-Sternwarte. vlnr: Anke Diehl (2.Preis), Erwin Schwab (1.Preis) und Gabriele Klees (3.Preis)
Meine Diplomarbeit machte ich in der Abteilung für Rastertunnelmikroskopie der BASF bei Harald Fuchs, wo ich tiefe Einblicke in den Mikrokosmos bekam. Mit den kleinen Teilchen beschäftige ich mich bis heute an der Gesellschaft für Schwerionenforschung, an der ständig Atomkerne mit irrwitzigen Geschwindigkeiten aufeinander knallen. Mein Hobby blieb der Makrokosmos, die Astronomie.
Bereits 1981 begann ich mich mit der Positionsmessung von kleinen Planeten auf der Starkenburg-Sternwarte zu beschäftigen. Für die seinerzeit sehr langwierige Auswertung wurde mir vom damaligen Leiter Dietrich Labs der Landessternwarte Heidelberg ermöglicht, den Koordinatenmesstisch zu verwenden. Diese Aktion führte zum ersten Schriftverkehr mit der Internationalen Astronomischen Union. Als für die Amateur-Astronomie das Zeitalter der hochempfindlichen Digitalkameras begann, gelang mir im Jahr 1998 meine erste Entdeckung eines kleinen Planeten im Team der Starkenburg-Sternwarte Heppenheim.
Neben meinen astronomischen Tätigkeiten an der Starkenburg-Sternwarte, war ich von 1983-1997 Beisitzer im Vorstand und anschließend von 1997-2004 ehrenamtlicher Geschäftsführer (2. Vorsitzender), siehe Chronik des Vorstands. Das Vereinslogo (siehe rechts) habe ich 1991 entworfen, als sich die Sternwarte vom Kulturkreis Heppenheim e.V. ablöste und zur eigenständigen Starkenburg-Sternwarte e.V. Heppenheim wurde.
Im Januar 2001 hatte ich erstmalig die Möglichkeit an einem Teleskop der Berufsastronomen zu arbeiten. Thomas Müller (der Astronom, nicht der Fußballer) hatte einen Beobachtungsvorschlag für das 1,5m Teleskop auf dem Calar Alto Observatorium eingereicht. Da er für die Beobachtung selbst keine Zeit hatte, durfte ich mit anderen Heppenheimer Amateuren hinfliegen.
Seit Sommer 2006 bin ich auf der Taunus-Sternwarte aktiv und habe dort mit Rainer Kling die Jagd nach Kleinplaneten initiiert, woraufhin uns am 27.11.2006 die erste Asteroiden-Entdeckung in der über 180 jährigen Geschichte des Physikalischen Vereins gelang, welche inzwischen den Namen Neeffisis trägt. Mit 2009 DM45 ist uns sogar einer der gefährlichen Sorte ins Netz gegangen, welcher überhaupt erst der fünfte Fund eines solchen Objektes von deutschem Boden aus war. Mit rund 140 endgültig anerkannten Kleinplaneten-Entdeckungen, darunter z.B. (204852) Frankfurt, (207687) Senckenberg sowie (274020) Skywalker, wurde das Taunus-Observatorium innerhalb von nur fünf Jahren zur erfolgreichsten von einem Verein betriebenen Sternwarte Deutschlands.
Von 2008 bis 2011 beobachtete ich mit ferngesteuerten Teleskopen der Tzec Maun Foundation in Australien und USA. Bisher wurden mir 46 Tzec Maun Entdeckungen zugesprochen, womit ich der erfolgreichste Entdecker an diesen Stiftungs-Teleskopen bin. Zu dieser Zeit herrschte die Meinung, man bräuchte Fernrohre mit mindestens 0,5m Spiegeldurchmesser, um noch erfolgreich zu sein. Trotzdem gelang mir 2010 die Entdeckung von (243536) Mannheim sowie (336698) Melbourne an einem Takahashi Refraktor in Australien, der nur 15cm Öffnung hatte. Am 35cm-Teleskop in den USA entdeckte ich z.B. die Kleinen Planeten (241418) Darmstadt, (264020) Stuttgart sowie (283117) Bonn.
Seit 2012 habe ich die Möglichkeit für das 1-Meter-ESA-OGS-Teleskop der Europäischen Weltraumorganisation, das sich auf der spanischen Kanareninsel Teneriffa befindet, Beobachtungen zu Planen und Auszuwerten. Bezüglich der Wiederauffindung verschollener gefährlicher Kleinplaneten werde ich von der ESA als Experte herangezogen. Bisheriger Höhepunkt war die Entdeckung des Asteroiden 2015 BK515, der der Erde gefährlich nahe kommen kann. 2015 BK515 ist jetzt zusammen mit 2009 DM45 der zweite Potentially Hazardous Asteroid (PHA) in meiner Sammlung.
Seit 2016 habe ich die Ehre das ehemalige Hamburger-Schmidt-Teleskop auf dem Calar Alto in Spanien ferngesteuert zu verwenden. Ich bin der erste Amateurastronom (und bisher der einzige), der mit diesem 1954 von Carl Zeiss Jena gebauten Fernrohr arbeiten darf. Detlef Koschny, der damalige Leiter des ESA’s Planetary Defence Office, ermöglichte mir den Zugang zum Teleskop. 2017 gelang dann mit 2017 BF119 die erste Entdeckung. Dieser Fund hat inzwischen die Nummer (788501) und ist der erste Kleinplanet, der seit 36 Jahren an diesem Fernrohr entdeckt wurde. Das letzte Mal war im Jahr 1981, als Luboš Kohoutek den (3635) Kreutz gefunden hatte, seinerzeit noch analog auf Fotoplatten belichtet.
Mittels des 0,8m-Schmidt-Teleskops entdeckte ich 2019 zufällig einen sehr außergewöhnlichen Veränderlichen Stern. Wie sich herausstellte ist dieses Objekt mit der Bezeichnung V6609 Sgr (alias J1832.4-1627 oder AAVSO Unique Identifier 000-BNG-512) ein einzigartigs Sternensystem, nach dem lange gesucht wurde. Es ist der erste bekannte stromgespeiste Intermediate Polar Veränderliche, bei dem auch die Bedeckung beobachtbar ist. Zusammen mit Klaus Beuermann und Paul Breitenstein haben wir diese Erkenntnis in Astronomy & Astrophysics im Jahr 2022 veröffentlicht. Weiterhin gelang mir im Februar 2022 die Entdeckung des erdnahen Asteroiden 2022 DX, welches die erste Entdeckung eines Erdbahnkreuzers am Schmidt-Teleskop ist, seitdem es sich auf dem Calar Alto befindet. Mit 2023 RY3 gelang mit im September 2023 eine weitere NEO-Entdeckung.
Neben vielen Wiederentdeckungen von NEOs gelang mir am 0,8m-Calar-Alto-Schmidt-Teleskop und am 1m-ESA-OGS auch die Wiederentdeckung von fast 40 Kometen, womit ich im Zeitraum 2014-2022 der erfolgreichste weltweit war.
Es hat sich inzwischen eine stattliche Anzahl eigener Kleinplaneten-Funde angehäuft. Laut der Ausgabe des „Dictionary of Minor Planet Names – Addendum to 6th Edition“ vom Mai 2015 befinde ich mich in der weltweiten Ewigen-Rangliste der Kleinplaneten-Entdecker auf Platz 94, was einem Top-Ten-Rang unter den deutschen Entdeckern entspricht.
Als sportliche Aktivität werfe ich seit 1984 krumme Hölzer, auch Bumerangs genannt. Mein größter Erfolg auf einem Wettbewerb war der Titel des deutschen Vizemeisters 1986.
Schule, Ausbildung und Beruf:
Grundschule: Schloßschule, Heppenheim
Hauptschule: Martin Buber Schule, Heppenheim
Lehre: Elektro Keil, Heppenheim
BAS & FOS: Berufliche Schulen des Kreises Bergstraße, Bensheim
Wehrdienst: PzArtBtl, Arolsen
Studium: Physikalische Technik (FH Wiesbaden, heute Hochschule RheinMain), Rüsselsheim
Diplomarbeit: BASF, Ludwigshafen
GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung, Darmstadt
Hier noch ein paar Bilder, herumstehend an verschiedenen Fernrohren:
- 1980 am Zeiss-Refraktor der Starkenburg-Sternwarte
- 1981 am 20cm Newton der Starkenburg Sternwarte. An diesem Teleskop wurde später der Kleinplanet Heppenheim entdeckt
- Das Teleskop, durch das ich zum ersten mal den Kleinplaneten Pluto (damals noch als Großer Planet eingestuft) mit eigenen Augen sehen konnte. 0.45m Newton der Starkenburg-Sternwarte
- Das älteste Teleskop, durch das ich einen Blick werfen konnte. 9cm Merz Refraktor der Starkenburg-Sternwarte, Baujahr um 1860
- Die Entdecker Erwin Schwab und Rainer Kling (rechts) am Entdeckungsteleskop Foto: Sighard Schräbler
- Die Entdecker am Entdeckungsteleskop, der 0.6m Cassegrain der Taunus-Sternwarte
- Das Teleskop, an dem ich meinen ersten Kleinplaneten entdeckte, 0,2m f/4 Flatfieldkamera (rechts neben mir) der Starkenburg-Sternwarte
- Das größte Rohr, an das ich bisher herangelassen wurde. Das 1.5m Ritchey-Chretien Teleskop auf dem Calar Alto mit dem Operator Juan Pedro (links), den Beobachtern Erwin Schwab (Mitte) und Fernando Rodriguez, Doktorant von Thomas Müller (der Astronom nicht der Fußballer).
- 2022 mit Paul Breitenstein und Klaus Beuermann am Teleskop von W.Herschel in Göttingen
Alte und uralte Gruppenfotos:

Starkenburg-Sternwarte, Helfer bei den Tagen der offenen Tür, Ostern 1980
vlnr: Alfred Sturm, Sven Klügl, Andre Zlender, Helmut Metz, Michael Kunz, Peter Geffert, Robert Bräutigam, Uwe Mandel,
Michael Riedel, Joachim Mainz, Andreas Seelbach, Eddy Nyari, Erwin Schwab und Wofgang Malek.

Starkenburg-Sternwarte, Helfer bei den Tagen der offenen Tür, Ostern 1981
Stehend: Sven Klügl, Andreas Seelbach, Helmut Metz, Joachim Mainz, Ludwig Hajek, Martin Geffert, Uwe Mandel, Alfred Sturm, Jürgen Kendzior, Peter Geffert, Gerhard Iser, Eddy Nyari, Karl Spanowsky, Holger Mandel, Gabriele Klees, Peter Riese und Jürgen Helmbrecht.
Sitzend: Michael Kunz, Klaus S., Robert Bräutigam, Anke Diehl, Erwin Schwab, Wolfram Emig, Claudia Peter, Klaus Kemmerich und Gunther Hillenbrand
Foto: Klaus Kemmerich

Treffen der Kometenbeobachter, 1986 auf der Starkenburg-Sternwarte, mit den Kometen Entdeckern (beide auf Stühlen sitzend) David Levy und Friedrich Wilhelm Gerber (1932-2014).
Foto: Erwin Schwab (kniend vorne rechts)