Asteroid Colonia

Köln, die viertgrößte deutsche Stadt, kreist auch als Kleinplanet um die Sonne.

Die Amateurastronomen Stefan Karge und Erwin Schwab fanden den Kleinplaneten mit ungefähr 1,5 Kilometern Durchmesser in der Nacht vom 17. auf den 18. März 2009 an einem Teleskop auf der Taunus-Sternwarte des Physikalischen Vereins, Frankfurt. Zum Zeitpunkt der Entdeckung befand er sich an seinem nächsten Punkt zur Erde in rund 250 Millionen Km Entfernung (Lichtlaufzeit ~14 Minuten). Kleinplanet Colonia  bewegt sich auf einer Bahn zwischen Mars und Jupiter. Für einen Umlauf um die Sonne braucht er 4,7 Jahre.

Bis ein neu entdeckter Vagabund des Sonnensystems einen Namen erhalten darf dauert es meist mehrere Jahre. Das Minor Planet Center in den USA setzt sehr hohe Maßstäbe an die Genauigkeit der Bahn eines Asteroiden, bevor dieser zur Taufe freigegeben wird. Als diese  Kriterien erfüllt waren bekam der unter der vorläufigen Bezeichnung 2009 FD2 katalogisierte Kleinplanet die endgültige Kleinplaneten-Nummer 243440. Nun hat das „Committee on Small Body Nomenclature (CSBN)“ dem von den Entdeckern eingereichten Namensvorschlag Colonia  zugestimmt. Nach positiver Entscheidung dieses aus 16 internationalen Berufsastronomen bestehenden Gremiums wurde der Name von der Internationalen Astronomischen Union anerkannt und veröffentlicht.

Der Originaltext, veröffentlicht am 17. Mai 2011 im Minor Planet Circular # 75106, lautet wie folgt:

(243440) Colonia = 2009 FD2
Discovered 2009 Mar. 17 by S. Karge and E. Schwab at Taunus.

Colonia (Colonia Claudia Ara Agrippinensium) is the Roman name for Köln, Germany’s fourth-largest city, founded in the year 38 BC by the Romans. It was the birthplace of Agrippina, sister of Caligula and mother of Nero. Köln’s gothic cathedral is one of the world’s largest churches and a world heritage site.

Von der Erde aus betrachtet erscheinen Asteroiden ebenso punktförmig wie Sterne. Sie können deshalb einzig durch ihre Bewegung relativ zu den Sternen erkannt werden. Deshalb wird ein Himmelsareal mehrmals über einen Zeitraum von rund einer Stunde fotografiert. Danach wird aus den Einzelaufnahmen ein Film erstellt, womit die Bewegung der Asteroiden relativ zu den Sternen sichtbar wird.

Entdeckungsfoto des Kleinplaneten (243440) Colonia vom 17. März 2009. Das Entdeckungsfoto zeigt einen kleinen Ausschnitt von 8*6 Bogenminuten aus dem Gesamtfeld von 45*60 Bogenminuten. Colonia ist das nicht deformierte Objekt in der Bildmitte. Zum Zeitpunkt der Entdeckung hatte der Kleinplanet eine Helligkeit von ca. 20mag. Mehrere Einzelbilder wurden mit der sogenannten Track und Stack Methode aufaddiert zu einer Gesamtbelichtungszeit von 12 Minuten.

Orbit und Positionen  zum Zeitpunkt der Entdeckung

Die Taunus-Sternwarte des Physikalischen Vereins Frankfurt zählt inzwischen auf dem Gebiet der Suche nach Kleinplaneten zu den erfolgreichsten Observatorien Deutschlands. Diese Entdeckungen sind durch den Einsatz modernster Techniken möglich geworden. Denn Kleinplanet Colonia und die anderen Funde sind so lichtschwach wie eine Kerzenflamme, die man aus 2000 Kilometer Entfernung betrachtet. Das computersteuerbare Spiegelteleskop der Vereinssternwarte hat einen Durchmesser von 60 Zentimeter und ist mit einer speziell für die Astronomie entwickelten  Digitalkamera ausgestattet. Die Anschaffung dieser Geräte  wurde durch die Unterstützung der Georg und Franziska Speyer´sche Hochschulstiftung ermöglicht.  Mit diesem Instrumentarium können Objekte aufgefunden werden, die eine Million mal schwächer sind, als jene, die gerade noch mit bloßem Auge wahrgenommen werden.

bullet (243440) Colonia = 2009 FD2  @ JPL – NASA