Asteroid Egelsbach

 

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Kleinplanet namens Egelsbach

Bis ein neu entdeckter Vagabund des Sonnensystems einen Namen erhalten darf dauert es meist mehrere Jahre. Das Minor Planet Center (Kleinplaneten-Zentrum) in den USA setzt sehr hohe Maßstäbe an die Genauigkeit der Bahn eines Asteroiden, bevor dieser zur Taufe freigegeben wird. Diese Kriterien erfüllte der bis zu diesem Zeitpunkt unter der vorläufigen Bezeichnung 2008 UO91 katalogisierte Kleinplanet im Oktober 2011 und bekam daraufhin die endgültige Kleinplaneten-Nummer 301061. Nun hat das "Committee on Small Body Nomenclature (CSBN)" den vom Entdecker Erwin Schwab eingereichten Namensvorschlag Egelsbach zugestimmt. Nach positiver Entscheidung dieses aus 16 internationalen Berufsastronomen bestehenden Gremiums wurde der Name von der Internationalen Astronomischen Union anerkannt und veröffentlicht.

Der Originaltext, veröffentlicht am 31. August 2012 im Minor Planet Circular # 80329, lautet wie folgt:

(301061) Egelsbach = 2008 UO91
 
   Discovered 2008 Oct. 28 by E. Schwab at the Tzec Maun Observatory,
    Mayhill.

Egelsbach is a German city located between Frankfurt am Main and Darmstadt,
first mentioned in 1275. It is the home of the discoverer, from where he detected this minor planet using a remote-controlled telescope at Mayhill, NM.

Der Amateurastronom Erwin Schwab fand den Asteroiden mit ungefähr 1 Kilometer Durchmesser am 28. Oktober 2008.  Zum Zeitpunkt der Entdeckung befand sich Kleinplanet Egelsbach an seinem nächsten Punkt zur Erde in rund 154 Millionen Km Entfernung (Lichtlaufzeit 8,5 Minuten). Er bewegt sich auf einer Bahn zwischen Mars und Jupiter. Für einen Umlauf um die Sonne braucht er 3,3 Jahre.

Erwin Schwab ist  seit 1981 auf der Jagd nach kleinen Planeten. Er kann bereits auf etliche Entdeckungen verweisen. Angefangen hat er sein Hobby auf der Starkenburg-Sternwarte in seiner Geburtsstadt Heppenheim. Seit 2006 ist er auf der  Taunus-Sternwarte des Physikalischen Vereins Frankfurt  aktiv und hat dort unter anderen auch den Kleinplaneten (204852) Frankfurt zusammen mit Rainer Kling entdeckt. Wegen des "mäßigen" Wetters in Deutschland benutzt er für seine Suche nach Kleinplaneten inzwischen zusätzlich Teleskope in den USA und Australien. (301061) Egelsbach fand er an einem Teleskop mit 35 Zentimeter Spiegeldurchmesser des Tzec Maun Observatory in Mayhill, USA. Der in Egelsbach wohnende Sterngucker war jedoch dort selbst noch nie vor Ort,  er benutzt den Online-Zugang über das Internet zu den Teleskopen, was er selbst gerne scherzhaft als Pyjama-Astronomie bezeichnet. Wichtig für eine erfolgreiche Jagd ist nicht nur ein gutes Teleskop sondern auch, dass eine sehr gute Digitalkamera eingesetzt  wird, womit man viel mehr Licht auffangen kann, als das menschliche Auge imstande ist. Nur dann entdeckt man Objekte, die eine Million mal schwächer sind, als jene, die gerade noch mit bloßem Auge wahrgenommen werden. Denn so lichtschwach ist auch der Kleinplanet Egelsbach, die hellen "Brocken" sind eben schon längst entdeckt worden, vor über 100 Jahren.

Von der Erde aus betrachtet erscheinen Asteroiden ebenso punktförmig wie Sterne. Sie können deshalb einzig durch ihre Bewegung relativ zu den Sternen erkannt werden. Deshalb fotografiert Schwab ein Himmelsareal mehrmals über einen Zeitraum von rund einer Stunde. Danach wird aus den Einzelaufnahmen ein Film erstellt, womit die Bewegung der Kleinplaneten relativ zu den Sternen sichtbar wird.

 
Kleinplanet (301061) Egelsbach zusammen mit (241418) Darmstadt in einem Gesichtsfeld, Animation der Einzelaufnahmen vom  31.10.2008.
Entdecker: Erwin Schwab am Tzec Maun Observatory, Mayhill, USA.

Rechts oberhalb der Galaxie bewegt sich fast horizontal (301061) Egelsbach. (241418) Darmstadt, ebenso eine Entdeckung von Erwin Schwab, ist das sich bewegende Objekt in der Bildmitte, unterhalb der Galaxie. Ein weiterer Kleinplanet (217610), entdeckt vom professionellen Mt. Lemmon Survey, befindet sich weiter links. Das gezeigte Feld ist ein Ausschnitt von 12x8 Bogenminuten aus dem Gesamtfeld von 36x24 Bogenminuten. Jedes der 8  Einzelbilder der Animation ist eine Addition aus 6 Fotos mit je 90 Sekunden Belichtungszeit.

Entdeckungsteleskop

35cm Maksutov-Newtonian f/3.8 Reflektor

Übergabe der Entdeckungsurkunde

an den Bürgermeister Jürgen Sieling (links)

Foto: Marc Strohfeldt 2012-09-24

Sonnensystemansicht zum Zeitpunkt der Entdeckung des Kleinplaneten Egelsbach

Der Originaltext  und weitere Details des (301061) Egelsbach wurden auch auf der Seite des Jet Propulsion Laboratory der NASA veröffentlicht:

bullet (301061) Egelsbach = 2008 UO91 @ JPL - NASA
bulletPressemeldung am 27.09.2012 in der Langener Zeitung

 

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Stand: 27.09.12