|
B01 geogr. Länge 08°26'47,2" E
geogr. Breite 50°13'18.0" N
Höhe 825m
|
Kleinplanet (256813) MarburgDie Marburger Sternwarte (später umbenannt in Gerling Sternwarte) ist eine der ältesten Observatorien Hessens und die erste Sternwarte Hessens, die sich mit der Positionsmessung von Asteroiden beschäftigte. Bereits 1849 (8 Jahre nach Fertigstellung) gelangen Herrn Ernst Friedrich Wilhelm Klinkerfues astrometrische Messungen des Kleinplaneten Ceres [1, S.71]. Über 160 Jahre nach diesem Ereignis trägt nun ein Kleinplanet offiziell den Namen Marburg. Die Amateurastronomen Erwin Schwab und Rainer Kling fanden den Kleinplaneten mit ungefähr 2 bis 3 Kilometern Durchmesser in der Nacht vom 11. auf den 12. Februar 2008 an einem Teleskop auf der Taunus-Sternwarte des Physikalischen Vereins, Frankfurt. Zum Zeitpunkt der Entdeckung befand er sich an seinem nächsten Punkt zur Erde in rund 272 Millionen Km Entfernung (Lichtlaufzeit ~15 Minuten). Kleinplanet Marburg bewegt sich auf einer fast kreisförmigen Bahn zwischen Mars und Jupiter. Für einen Umlauf um die Sonne braucht er 4,5 Jahre. Bis ein neu entdeckter Vagabund des Sonnensystems einen Namen erhalten darf dauert es meist mehrere Jahre. Das Minor Planet Center in den USA setzt sehr hohe Maßstäbe an die Genauigkeit der Bahn eines Asteroiden, bevor dieser zur Taufe freigegeben wird. Als diese Kriterien erfüllt waren bekam der unter der vorläufigen Bezeichnung 2008 CW116 katalogisierte Kleinplanet die endgültige Kleinplaneten-Nummer 256813. Nun hat das "Committee on Small Body Nomenclature (CSBN)" dem von den Entdeckern eingereichten Namensvorschlag Marburg zugestimmt. Nach positiver Entscheidung dieses aus 16 internationalen Berufsastronomen bestehenden Gremiums wurde der Name von der Internationalen Astronomischen Union anerkannt und veröffentlicht. Der Originaltext, veröffentlicht am 12.10. 2011 im Minor Planet Circular # 76677, lautet wie folgt:
Von der Erde aus betrachtet erscheinen Asteroiden ebenso punktförmig wie Sterne. Sie können deshalb einzig durch ihre Bewegung relativ zu den Sternen erkannt werden. Deshalb fotografieren Schwab und Kling ein Himmelsareal mehrmals über einen Zeitraum von rund einer Stunde. Danach wird aus den Einzelaufnahmen ein Film erstellt, womit die Bewegung der Asteroiden relativ zu den Sternen sichtbar wird.
Vom 11. Februar 2008 (sich bewegende Objekt in Bildmitte). Erwin Schwab und Rainer Kling, Taunus-Sternwarte des Physikalischen Vereins. Das gezeigte Feld ist ein Ausschnitt von 6x9 Bogenminuten aus dem Gesamtfeld von 60x45 Bogenminuten. Jedes Einzelbild ist eine Addition aus 5 Fotos mit je 4 Minuten Belichtungszeit. Zum Zeitpunkt der Entdeckung hatte der Kleinplanet eine Helligkeit von 19,9 Magnituden.
Orbit und Positionen zum Zeitpunkt der Entdeckung Die Taunus-Sternwarte des Physikalischen Vereins Frankfurt zählt inzwischen auf dem Gebiet der Suche nach Kleinplaneten zu den erfolgreichsten Observatorien Deutschlands. Diese Entdeckungen sind durch den Einsatz modernster Techniken möglich geworden. Denn Kleinplanet Marburg und die anderen Funde sind so lichtschwach wie eine Kerzenflamme, die man aus 2000 Kilometer Entfernung betrachtet. Das computergesteuerte Spiegelteleskop der Vereinssternwarte hat einen Durchmesser von 60 Zentimeter und ist mit einer speziell für die Astronomie entwickelten Digitalkamera ausgestattet. Die Anschaffung dieser leistungsfähigen Kamera wurde durch die Unterstützung der Georg und Franziska Speyer´sche Hochschulstiftung ermöglicht. Mit diesem Instrumentarium können Objekte aufgefunden werden, die eine Million mal schwächer sind, als jene, die gerade noch mit bloßem Auge wahrgenommen werden. -----------------------
----------------------- Vortrag: "Die Entdeckung des Kleinplaneten Marburg" in der Uni Marburg am 19.12.2011 um 17 Uhr c.t. Literatur: 1. Astronomische Nachrichten, Nr. 30, S.71, 12/1849
Stand: 10.07.13 |