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Zwischen Jupiter und Mars
Amateurastronom Erwin Schwab entdeckt Asteroid von etwa einem Kilometer Durchmesser

Sonja Jordans
20.2.2007


ERFOLGREICHER STERNENGUCKER: Mit dem Asteroiden 2006 WV 129 hat der Egelsbacher Hobbyastronom Erwin Schwab einen bislang unbekannten Himmelskörper gefunden. (Foto: Günther Jockel)

 

EGELSBACH. Ein unkundiger Sternengucker hätte den Asteroiden auf dem Himmelsfoto wohl glatt übersehen: Auf den ersten Blick erinnert er zwischen den vielen Sternen am Himmel an weißes Konfetti, das über dunkles Papier gestreut wurde.

Doch 2006 WV 129 ist ein „neuer“ Himmelskörper. Er wurde erst vor kurzem vom Egelsbacher Hobbyastronomen Erwin Schwab (42) entdeckt. Zusammen mit Rainer Kling (54) sah Schwab, was Berufsastronomen bisher verborgen geblieben war.

Und das gleicht einer kleinen Sensation. „Denn normalerweise werden Asteroiden nicht von Laien entdeckt. Es gibt Menschen, die dafür bezahlt werden“, sagt Schwab. Doch der Zweiundvierzigjährige, der seit mehr als 20 Jahren den Himmel beobachtet, hat offensichtlich ein gutes Auge.

Asteroiden sind feste, aus Stein oder Eisen bestehende Kleinplaneten oder Planetoiden. Doch ein einziger Blick durch ein simples Supermarkt-Teleskop reicht nicht, um einen solchen zu entdecken.

Von der Taunussternwarte aus schauten Schwab und Kling durch ein hoch empfindliches Teleskop, vor dem eine ebenso empfindliche, speziell für Himmelsbeobachtungen entwickelte Digitalkamera befestigt war.

Der Himmel muss dabei im wahrsten Sinne des Wortes sternenklar sein. „Dann können Kamera und Teleskop zusammen Objekte registrieren, die eine Million Mal schwächer leuchten als solche, die mit bloßem Auge zu erkennen sind“, erklärt Schwab.

Doch ausgefeilte Technik allein reicht nicht, um einen Asteroiden zu entdecken. „Man sollte zunächst einmal wissen, wo man suchen muss“, erklärt Schwab. „Schließlich betrachten täglich viele Berufsastronomen den Himmel.“ Doch diese, erläutert der Hobbyastronom, „veröffentlichen im Internet Karten von den Bereichen unseres Sonnensystems, die sie gerade untersuchen.“

Also forschten Schwab und Kling andernorts, nämlich zwischen den Planeten Jupiter und Mars. Dort schließlich stießen die beiden im Dezember vergangenen Jahres auf einen hellen Fleck, „der ein Asteroid hätte sein können“.

Die Mitglieder des physikalischen Vereins Frankfurt, der den beiden den Zugang zur Sternwarte ermöglicht, fotografierten den Kleinplaneten mit der Spezialkamera des Teleskops. Das Feld um den Asteroiden wurde jeweils fünf Mal für fünf Minuten abgelichtet.

„Dadurch lässt sich die Bewegung des Asteroiden feststellen. Denn die Sterne drumherum bleiben stehen.“ Dann musste die elliptische Bahn des Kleinplaneten berechnet werden, „um sicherzugehen, dass niemand zuvor unseren Asteroiden entdeckt hat.“ Denn in der Vergangenheit könne der Himmelskörper – an einem anderen Punkt seiner Umlaufbahn um die Sonne – schon von anderen gefunden worden sein.

Nach verschiedenen, langwierigen und komplizierten Berechnungen aber stand fest: Schwab und Kling haben wirklich einen neuen Asteroiden entdeckt. Bestätigt hat dies das „Minor Planet Center“ in den USA. „Nur dort konnte festgestellt werden, ob es sich bei unserem Asteroiden wirklich um einen noch unbekannten Himmelskörper handelt.“

Das Objekt von etwa einem Kilometer Durchmesser wirkt selbst durch ein Teleskop nur winzig. „Die Oberfläche eines Asteroiden lässt sich von der Erde aus nicht erkennen“, erklärt der Entdecker. „Nur eine Sonde kann das.“

Wer in Lissabon eine Kerze anzünde und diese von Frankfurt am Main aus durch ein Fernrohr beobachte, „kann sich vorstellen, wie wir unseren Asteroiden sehen“, erläutert Schwab, der als Ingenieur bei der Darmstädter Gesellschaft für Schwerionenforschung tätig ist. Denn der Asteroid ist rund 140 Millionen Kilometer von der Erde entfernt.

Inzwischen werden weitere Vermessungen unternommen, „damit die Bahn des Kleinplaneten möglichst exakt bestimmt werden kann“. Sind diese in ein paar Jahren abgeschlossen, „können wir unserer Entdeckung einen Namen geben.“ Der Asteroid allerdings wird nicht „Schwab-Kling“ heißen. „Nur Kometen erhalten die Namen ihrer Entdecker.“

Für ihren Asteroiden müssen sich die beiden etwas einfallen lassen. Doch Schwab, Vater eines knapp dreijährigen Sohnes, ist ein erfahrener Namenssucher: „2006 WV 129 ist der 13. Asteroid, den ich entdeckt habe.“ Seinen „Lieblingsasteroiden“ hat der Zweiundvierzigjährige nach seinen Eltern benannt – er heißt „Elfriederwin“.

Und bald wird er sich wieder einen Namen überlegen müssen: Schwab hat vor wenigen Tagen einen vierzehnten Asteroiden entdeckt, 2007 AP 11: „Der ist noch interessanter, er kreuzt die Umlaufbahn des Mars.“

 

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Stand: 28.03.08