Pressemitteilung

19.01.2007

Amateurastronomen entdecken einen neuen Asteroiden

(Fernsehbeitrag: Hessenschau vom 15.2. )

Zwei Amateurastronomen des Physikalischen Vereins gelingt die Entdeckung eines Asteroiden am Taunusobservatorium des Physikalischen Vereins.

Erwin Schwab (Egelsbach) und Rainer Kling (Schmitten,Ts.) fanden das bislang unbekannte Mitglied unseres Planetensystems mit Hilfe einer extrem lichtempfindlichen Digitalkamera, die der Physikalische Verein mit Unterstützung durch die Speyersche Hochschulstiftung beschaffen konnte und seit kurzem an den Fernrohren des Observatoriums einsetzt. Sie ist in der Lage, Objekte zu erfassen, die eine Million mal lichtschwächer sind als die schwächsten, die man mit bloßem Auge erkennen kann.

Die beiden engagierten Beobachter unterstützen seit einiger Zeit die Bemühungen professioneller Astronomen, Positionen bekannter Asteroiden genau zu vermessen, um deren Bewegungen im Planetensystem mit höchster Präzision vorhersagen zu können. Im Rahmen dieser Arbeit fotografierten sie ein Sternfeld mit einer großen Anzahl dieser Kleinkörper. Die Auswertung brachte neben den bekannten Objekten auch zwei nicht in den Datenbanken verzeichnete Himmelskörper zum Vorschein.

Schwab: „Wir meldeten unsere Beobachtung umgehend an das Minor Planet Center des Smithsonian Astrophysical Observatory, denn nur dort kann überprüft werden, ob es sich wirklich um noch unbekannte Kleinkörper handelt“. Von dort kam nach kurzer Zeit die Nachricht, dass eines der beiden verdächtigen Objekte im Jahre 2003 bereits von einer anderen Beobachtergruppe entdeckt wurde, aufgrund ungenügender Datenlage inzwischen aber als verschollen galt. Das zweite allerdings war bisher völlig unbekannt und erhielt die vorläufige Bezeichnung 2006 WV129. Mit einer einzigen Beobachtung ist man aber noch lange nicht am Entdeckerziel. Wochenlang nutzten Schwab und Kling jede sich bietende Wolkenlücke, um neue Positionsmessungen durchzuführen. Auch die Unterstützung von Uwe Süßenberger, der in Bergen-Enkheim ebenfalls an der Beobachtung von Asteroiden arbeitet und weitere Positionsmessungen beisteuerte, half mit, das Puzzle zu komplettieren. Zur Jahreswende teilte das MPC den beiden erfolgreichen Amateuren jedenfalls mit, dass die Bahn von 2006 WV129 nunmehr so genau bekannt ist, dass er in die große Schar der kleinen Planeten aufgenommen werden kann. Und ein Riese ist er nun wirklich nicht gerade, denn die Fachleute schätzen seinen Durchmesser auf ca. 1km.

Bis 2006 WV129 allerdings seine endgültige Bezeichnung und einen eigenen Namen erhält, werden noch einige Jahre ins Land gehen. Hierfür müssen noch viele Daten gesammelt werden. Aber dann haben Schwab und Kling als Erstbeobachter das Recht, einen Namen vorzuschlagen. Mit ihrer Entdeckung führen Schwab und Kling eine alte Tradition des Physikalischen Vereins fort, denn zu Beginn des 20Jhdt. betrieb der Verein das Planeteninstitut, das sich mit der genauen Berechnung von Kleinplanetenbahnen beschäftigte. Zur Würdigung dieser Tätigkeit wurden eine Reihe von Asteroiden nach dem Verein und seinen Mitarbeitern benannt. Doch diese Arbeiten waren immer theoretischer Natur, 2006 WV129 ist der erste neuentdeckte Asteroid in der über 180-jährigen Geschichte des Vereins.

Bildmaterial:

Bild 1, Bild 2: Foto der ersten Asteroiden-Entdeckung des Physikalischen Vereins mit der vorläufigen Bezeichnung 2006 WV129.
Taunus Observatory, R. Kling und E. Schwab.
Belichtungszeit 5 Minuten, Bildfeld ca. 15x15 Bogenminuten
Osten links und Norden oben.

Bild 3: Animation zweier Entdeckungsfotos vom 27.11.2006
Taunus Observatory, R. Kling und E. Schwab
Der mit Object1 gekennzeichnete Asteroid ist unsere Entdeckung 2006 WV129,
der mit Object2 markierte ist die Wiederentdeckung 2003 AS68

Bild 4: Die Asteroiden-Entdecker Erwin Schwab und Rainer Kling (von links). am Entdeckungs-Teleskop des Physikalischen Vereins, Frankfurt. Foto: Sighard Schräbler